Digitalfunk hilft helfen
Die alte Analogfunk-Technik ist nach ihrer Einführung im Jahr 1972 inzwischen längst überholt. Störungen und Funklöcher sind an der Tagesordnung, die Reichweite tragbarer Funkgeräte ist stark begrenzt. Darüber hinaus kann mit einfachsten Geräten selbst der Polizeifunk abgehört werden.
Der Digitalfunk soll Abhilfe schaffen und ist die moderne Lösung für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (kurz: BOS). In den nächsten Jahren sollen auch die Feuerwehren im Landkreis Augsburg auf die neue Technik umgerüstet werden.
Wir informieren über die Vorteile und die Probleme für die Feuerwehr, den aktuellen Fortschritt und natürlich auch, was das alles für Sie als Bürger bedeutet.
Denn der Digitalfunk kommt auch Ihnen zugute - er ermöglicht uns, schnellere und effizientere Hilfe zu leisten.
In diesem Beitrag finden Sie:
- Warum ist der Digitalfunkt so wichtig?
- Was ist der Unterschied zum analogen System?
- Umweltvertäglichkeit und Gesundheitsgefahren
- Wer bezahlt das alles?
- Aktueller Stand im Landkreis Augsburg
Warum ist der Digitalfunk so wichtig?
Was ist der Unterschied zum analogen System?
Das Digitalfunknetz basiert auf der sog. TETRA-Technologie (terrestrial trunked radio, auf deutsch: terrestrischer Bündelfunk) und ermöglicht es, auf einer einzigen Frequenz mehrere gleichzeitige Gespräche zu bündeln. Beim Analogfunk dagegen war der gesamte Kanal während eines Gespräches blockiert.
Weitere Informationen zur Technologie des Digitalfunks finden sie in der "Wikipedia"
Umweltvertäglichkeit und Gesundheitsgefahren
Vielfach wird die hohe Strahlenbelastung durch die neuen Funkmasten diskutiert. Es ist unbestritten, dass zusätzliche Masten eine erhöhte Belastung mit sich bringen. Die Leistung der Antennenanlagen (Basisstationen) für den Digitalfunk entspricht in etwa der von Mobilfunk-Masten. Die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für Hochfrequenzstrahlen werden durch die Digitalfunkanlagen zu ca. 1-2% ausgeschöpft. Die Belastung durch den Digitalfunk kann jedoch nicht direkt mit der Belastung durch den Mobilfunk verglichen werden, da wesentlich weniger Digitalfunkantennen errichtet werden, als bereits Mobilfunkantennen in Betrieb sind und die Frequenzbereiche sich deutlich unterscheiden. Durch die prinzipbedingt große Höhe der Digitalfunkmasten ist die Strahlungsbelastung am Boden jedoch fast vernachlässigbar - Gebäude sorgen für eine zusätzliche Abschirmung. Beispielsweise wurde in unserem Einsatzgebiet auf der B17 direkt neben dem Digitalfunkmasten mit einem Digitalfunkgerät eine Empfangsfeldstärke von -30dBm gemessen - das entspricht einem Mikrowatt Hochfrequenzleistung an der Antenne.
Die Belastung durch unsere Funkgeräte ist ebenfalls vernachlässigbar - ein digitales Handfunkgerät strahlt mit maximal 1 Watt, ein analoges Handfunkgerät konnte auf 6 Watt, ein analoges Fahrzeugfunkgerät sogar bis auf 10 Watt eingestellt werden. Die Digitalfunkantenne an unserem Schlauchturm (Richtantenne an der Westseite auf ca. 10 Metern Höhe) hat laut unserer Betriebsgenehmigung eine Sendeleistung von 120 Milliwatt (genutzt werden davon rund 25 Milliwatt) und ist darüber hinaus nur wenige Minuten pro Tag im Sendebetrieb.
Im Juni 2014 wurde der Funkpegel am nächsten bewohnten Gebäude in Hauptstrahlrichtung der Antenne mit < -50 dBm im Außenbereich in Kopfhöhe gemessen, das entspricht einer Hochfrequenzleistung von weniger als einem Hundertstel Mikrowatt. Die Pegel außerhalb der Hauptstrahlrichtung liegen weit unter diesem Wert (< -65 dBm). Hierbei wurde jeweils die Strahlung gemessen, die direkt von unserer Antenne abgestrahlt wird.
Wer bezahlt das alles?
Die Kosten für den Aufbau des Digitalfunknetzes in Bayern werden vom Freistaat Bayern und vom Bund getragen. Dazu gehört auch die Förderung der Anschaffung von Neugeräten durch die Organisationen. Die Betriebskostenvereinbarung sieht vor, dass die Kommunen sich jährlich mit drei Millionen Euro an den Kosten des Freistaats Bayern beteiligen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Finanzierungsanteil von zirka 25 Cent pro Einwohner und Jahr. Daneben stellen sie mietfrei Antennenstandorte zur Verfügung.
Die Kommune als Träger der Feuerwehr ist zunächst für die Anschaffung von Digitalfunkgeräten verantwortlich. Diese Anschaffung wird im Rahmen eines Förderprogramms von Freistatt Bayern gefördert
Aktueller Stand im Landkreis Augsburg
Der Probebetrieb des Digitalfunk im Landkreis Augsburg startet am 16. Juli. Sobald es etwas Neues gibt, werden wir Sie an dieser Stelle darüber informieren.
- Mai 2013 - Errichtung des Digitalfunkmastes an der B17
Der neue Mast mit einer Höhe von 50m wurde an der Anschlusstelle Bobingen/Königsbrunn Süd neben der B17 errichtet. Er soll ein Gebiet von bis zu 10km Radius um den Masten versorgen. (Näheres dazu auf facebook) - November 2013 - Planung der Festfunkstelle abgeschlossen
Die Planung der Festfunkstelle "Feuerwehrhaus Königsbrunn" ist abgeschlossen und der Antrag auf die Genehmigung durch die zuständige Stelle wurde eingereicht. Die Feuerwehr Königsbrunn wird voraussichtlich 3 digitale Festfunkgeräte bekommen, die sich über eine Richtantenne direkt mit dem Funkmasten an der B17 verbinden. Die Kommunkation mit der Integrierten Leitstelle Augsburg und der Einsatzstelle erfolgt dann auch über das Digitalfunknetz - abhängig von der Genehmigung möglicherweise sogar in einer jeweils eigenen Gruppe (vergleichbar mit einem eigenen Kanal). Das dritte Funkgerät wird zur Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Einheiten verwendet werden. Die Genehmigung wird voraussichtlich Anfang 2014 erteilt werden, Mitte 2014 können dann die ersten Endgeräte beschafft und unsere Zentrale umgebaut werden. - November 2013 - Ausschreibung für Endgeräte veröffentlicht
Die Ausschreibung zur landkreisweiten Beschaffung der Endgeräte wurde nun von der zuständigen Projektgruppe veröffentlicht. Der Gewinner dieser Ausschreibung erhält den Zuschlag für die Ausstattung des gesamten Landkreises Ausgburg mit digitaler Funktechnik. Das Ergebnis wird Anfang 2014 erwartet. - November 2013 - Digitalfunkmast erhält Systemtechnik
Aktuell wird "unser" Digitalfunkmast an der B17 mit der nötigen Systemtechnik ausgestattet. Der Probebetrieb beginnt im Juni 2014 mit den Messungen des Netzbetreibers. Ab September 2014 startet der erweiterte Probebetrieb, in den auch alle eilnehmenden Organisationen eingebunden sind. Auch wir werden dann die Funkabdeckung in unserem Einsatzbereich prüfen, um eventuelle Störungen und Probleme rechtzeitig beheben lassen zu können. - März 2014 - Ergebnis der Endgeräteausschreibung steht fest
Der Zuschlag für die Digitalfunkgeräte ging Mitte März an die Firma SELECTRIC Digitalfunksysteme Bayern GmbH. Wir bekommen somit im Netzabschnitt Schwaben-Nord einheitlich Endgeräte des Herstellers SEPURA. Zum Startschuss für unsere Festfunkstelle steht somit nur noch die Betriebsgenehmigung aus, vermutlich erhalten wir diese im Mai, alle technischen Parameter sind bereits durch die zuständige Stelle abgesegnet.
Mitte des Jahres werden dann die ersten Handfunkgeräte zur Ausbildung beschafft - die Umrüstung der Fahrzeuge erfolgt dann nach Abschluss des Probebetriebs Anfang 2015. - April 2014 - Betriebsgenehmigung der Festfunkstelle
Unsere Festfunkstelle wurde inzwischen durch die zuständigen Stellen genehmigt - dem Aufbau der Antennenanlage steht nun nichts mehr im Weg. In den nächsten Wochen wird nun die Antenne am Schlauchturm installiert und der Technikschrank in der Zentrale aufgerüstet. Die analoge Funktechnik wird uns jedoch noch eine zeitlang begleiten - solange das digitale Netz noch nicht voll aufgebaut und zuverlässig funktionsfähig ist, wird die alte Technik verwendet.
Eine Beschaffung der ersten Endgeräte ist laut der Vertriebsfirma bereits Anfang Mai möglich. Außerdem wurde bei den ersten Messungen durch die Projektgruppe bereits festgestellt, dass im Landkreis Augsburg eine sehr gute Funkabdeckung erreicht wurde - genauere Aussagen für die Stadt Königsbrunn ergeben sich dann, wenn wir unsere eigenen Messungen im Stadtgebiet durchführen können. Das Netz steht also bereits und wartet nur darauf, genutzt zu werden. - Ende April 2014 - Antenneninstallation fertiggestellt
Unsere Antenne am Schlauchturm ist inzwischen fertig installiert und eingemessen. Im Vergleich zur Planung hat der gemessene Pegelwert eine Abweichung von weniger als 3% - die Antenne musste nur um wenige Grad neu ausgerichtet werden.
Erfreulicherweise ist die Netzabdeckung im Außenbereich an unserem Standort so gut, dass wir eine höhere Dämpfung einsetzen können - das reduziert die Sendeleistung an der Antenne auf weniger als 25 mW (der Antennengewinn ist hierbei bereits berücksichtigt) - zum Vergleich: ein heutiges Smartphone strahlt mit bis zu 2 Watt, das entspricht dem Faktor 80. Eine zusätzliche Belastung durch die neue Antenne kann also ausgeschlossen werden, zumal der Abstand zum nächsten Wohnhaus in Hauptstrahlrichtung mehr als 120m beträgt (die dort erreichte HF-Leistung im Außenbereich wurde im Juli 2014 mit weniger als -50dBm gemessen).
Übrigens: ein Digitalfunkmast wie der an der B17 strahlt mit knapp 25 Watt - zum Vergleich: allein die Radio-Sendeanlage auf dem Hotelturm Augsburg hat eine Gesamtsendeleistung von mehr als 25.000 Watt. - Juni 2014 - Erste Endgeräte eingetroffen
Die ersten Handfunkgeräte wurden geliefert und sind bereits mit den Sicherheitskarten bestückt. Nach der Freischaltung im Netzmanagement durch die zuständigen Stellen sind die Geräte dann bereits voll nutzbar. Wir haben zum Start vorerst sieben Geräte in unterschiedlichen Ausführungen angeschafft, um verschiedene Szenarien durchzuspielen. In den Juli-Übungen werden dann die ersten Tests unter anderem zur Bedienung, zum Handling, zum Einsatz unter Atemschutz und Reichweitentests durchgeführt. Außerdem werden wir einige sensible Objekte wie unser Kino und große Industriebetriebe auf ihre Netzabdeckung überprüfen. - Juli 2014 - Festfunkstelle einsatzbereit
Inzwischen sind alle Installationsarbeiten in der Zentrale fertiggestellt und die Festfunkstelle ist nach den abschließenden Pegelmessungen nun einsatzbereit. Der offizielle Inbetriebnahmetermin ist der 8. August 2014 - an diesem Tag werden sich die drei installierten Endgeräte das erste Mal ins Digitalfunknetz einbuchen und sind dann voll einsatzbereit.
Die Besprechung erfolgt über das bestehende und bewährte System. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, spezielle Sprechstellen über das Netzwerk anzuschließen und somit beispielsweise im Unterrichtsraum ein abgesetztes Lagezentrum einzurichten. Über das Netzwerk ist auch eine Kontrolle und Bedienung der Funkgeräte möglich, das eröffnet weitreichende Möglichkeiten, den Digitalfunk in unser bestehendes EDV- und Alarmierungssystem einzubinden. In Eigenleistung wird in der nächsten Zeit nun eine Software entwickelt, die die einfache und komfortable Bedienung der Funkgeräte für das Personal in der Zentrale über einen Touchscreen ermöglicht und die durch den Digitalfunk zur Verfügung stehenden Datendienste (beispielsweise Kurznachrichtenübertragung, GPS-Ortung, Fahrzeugstatus) nutzen kann. - Dezember 2014
Der erweiterte Probebetrieb in unserem ist abgeschlossen und fast alle Tests wurden erfolgreich durchgeführt. Für den Übergang in den eigentlichen Wirkbetrieb fehlt nun nur noch eine entsprechend ausgerüstete Leitstelle. Laut Projektgruppe soll die für uns zuständige Integrierte Leitstelle Augsburg schon Anfang 2015 soweit fertiggestellt sein, dass ein erster Testbetrieb zunächst nur mit der Berufsfeuerwehr Augsburg möglich sein wird. Mit den dadurch gewonnen Erkenntnissen können dann die "Kinderkrankheiten" leichter ausgemerzt werden. Mitte 2015 sollen dann die freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Augsburg folgen.
Für uns heißt das: weiter Testen, Konzepte erarbeiten und beobachten, wie die Berufsfeuerwehr mit der neuen Technik zurechtkommt - Mai 2015
Die Integrierte Leitstelle Augsburg ist nun, was die Integration des Digitalfunks angeht, fertiggestellt und die Berufsfeuerwehr Augsburg hat den Wirkbetrieb begonnen. Bereits in den ersten Tagen wurden einige Probleme festgestellt, die jedoch durch die kurzen Dienstwege größtenteils schnell gelöst werden konnten. Es bleibt weiter spannend... - Juli 2015 - Startschuss für den Digitalfunk im Landkreis Augsburg
Ab 1. Juli 2015 funken alle Feuerwehren im Landkreis Augsburg fast nur noch digital. Die größten Probleme sind inzwischen behoben, einige kleinere Schwierigkeiten werden wahrscheinlich mit dem nächsten Software-Update aus der Welt geschafft. Der alte Analogfunk bleibt weiterhin voll funktionsfähig und wird als Rückfallebene weiter vorgehalten.
Auch unsere Zentrale ist inzwischen softwaretechnisch aufgerüstet worden, die Sprechstellen sind fertiggestellt und voll einsatzbereit.
Im Lauf des Juli werden die verbleibenden Königsbrunner Fahrzeuge mit der neuen Technik ausgerüstet - die Erfahrungen der anderen Feuerwehren, die bereits umgerüstet haben, sind uns eine wertvolle Hilfestellung für die Konzeption unserer Funklösung gewesen.